Alle Bilder werd
en verschwinden


Aktuell

Die Jahre - letzte Vorstellung am 5. Juli

Abschiedsgala: Every Day is an empty Stage

Letzte Vorst
ellung

liebes Publikum,

Das war’s. Die letzte Vorstellung nach 16 Jahren. Es ist Zeit Danke zu sagen! Danke Ihnen, dem Publikum, die sie uns 16 Jahre mit unfassbarer Treue durch dick und dünn begleitet haben. Wir sagen heute ihnen und über 4 Millionen anderen Besuchern: Danke!

 

Das ist auch ein schöner Anlass, den deutschen Außenminister im Thalia Theater willkommen zu heißen! Herr Wadepuhl hat mir vorhin erzählt, dass er und seine Frau seit 1984 Abonnenten des Thalia Theaters sind. Also seit 41 Jahren! 

 

Wir sagen Danke an die Hamburger Kulturpolitik! Sie ist die beste der Republik. Nicht Berlin ist spitze, sondern Hamburg! Diese Politik hat auch einen Namen: Danke Carsten Brosda.

 

Ich sage Danke an alle 360 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Bereichen, die unfassbares geleistet haben! Es gibt in diesem Haus einen anscheinend unkaputtbaren Geist, wie ich ihn in über 40 Theaterjahren so noch nirgends erlebt habe. Was das zum Beispiel bedeutet, konnte man gestern erleben: Gestern standen wir urplötzlich beinahe knietief im Wasser. kein Strom mehr, Wasser überall. Die Sprinkleranlage war defekt. Ein absoluter Alptraum. Havarie total. Sollte unser Abschied nach 16 Jahren tatsächlich kläglich im Wasser absaufen? Von jetzt auf gleich waren alle technischen Mitarbeiter unterwegs: mit Wassereimern und Absaugmaschinen, mit Trockengebläse und Wischmopp. Und niemand hatte irgendeine Anweisung gegeben… Es geschah einfach. Und geschah. Stundenlang. Ihr steht für den Gemeinsinn, den wir im wirklichen Leben oft vermissen! Ohne euch hätte es den heutigen Abend nicht gegeben. Die technischen Abteilungen des Thalia Theaters sind heute meine ganz persönlichen Helden! Ich danke euch und verneige mich vor euch!

 

Liebes Publikum, in einer großen überregionalen Zeitung stand in einer Thalia- Bilanz als große Überschrift „Der König tritt ab“. Aber das ist ein Missverständnis. Hier haben sich in den letzten Jahren Künstlerinnen und Künstler zusammengefunden, die trotz der Suche nach der eigenen Bedeutung das soziale Ganze nie aus dem Blick verloren haben. Sie waren eine künstlerische und soziale Utopie. Liebes Publikum, nicht i c h bin der König, hier standen heute 40 Könige und Königinnen Auf der Bühne! Und ja; in dieser Zusammensetzung zum letzten Mal! Kurz: DAS ENSEMBLE IST DER WAHRE KÖNIG DIESES THEATERS.

Ich verneige mich vor euch! Danke!

Letzte Vorstellung am 5.7.2025 – Ansprache Joachim Lux auf der großen Bühne im Schlussapplaus von „Die Jahre“

Trauer um Bob Wilson

Das Thalia Theater trauert um Robert Wilson, der wie kein anderer Regisseur zur internationalen Ausstrahlung des Hauses beigetragen hat – unter anderem mit der legendären Inszenierung von The Black Rider, die den Weltruf des Thalia Theaters mitbegründete.
 
Mit ″H“ 100 seconds to midnight entstand 2023 Robert Wilsons siebte Arbeit am Thalia Theater. Bereits seit den 1980er-Jahren prägte er das Haus mit Inszenierungen wie Heiner Müllers Hamletmaschine, Tankred Dorsts Parzival und dem weltweit gefeierten The Black Rider (gemeinsam mit Tom Waits und William S. Burroughs). Es folgten weitere wegweisende Produktionen wie Alice, Time Rocker und POEtry in Zusammenarbeit mit Künstlern wie Lou Reed und Paul Schmidt. 2019 kehrte Wilson mit dem Solostück Mary Said What She Said, gespielt von Isabelle Huppert, an das Thalia Theater zurück.
 
„Die Nachricht vom Tod Bob Wilsons hat mich tief erschüttert. Er war in der Theaterwelt einer der bedeutendsten Künstler, er war ein Künstler von Weltrang wie Peter Brook und einige wenige. Er hat die Idee des Gesamtkunstwerks aus dem Geist der New Yorker Avantgarde der 80er Jahre und ihrer Minimal Art erneuert.

Am Thalia Theater hat er zu Zeiten von Jürgen Flimm zahlreiche seiner wichtigsten Arbeiten gemacht. Mitten in der Corona-Zeit kam er ein letztes Mal zurück nach Hamburg. Wir haben eine Arbeit über den Astrophysiker Stephen Hawking verabredet: er steht für die Vulnerabilität  des Menschen einerseits und seine unfassbaren Möglichkeiten andererseits. So war auch Bob Wilson: Er war nicht gesund, saß oft im Rollstuhl und hat dennoch nie geklagt, sondern viel gelacht und nie aufgehört, an und in seinem Atelier der Kunst und der Schönheit weiter zu arbeiten. Mit einer Frage von Stephen Hawking hat er sich selbst in seine Inszenierung ″H“ 100 seconds to midnight eingeschrieben. 7x erklang in jeder Aufführung Bobs sonore Stimme und er stellte Hawkings Frage, die vielleicht auch seine war: „Is there a god?“
Du weißt es jetzt - vielleicht, lieber Bob!

Das Thalia Theater und gewiss auch die ganze große, kleine Theaterwelt trauert jetzt um dich. Und gedenkt deines kompromisslosen Künstlertums!

Ich habe so gern mit dir gearbeitet und umarme Dich an meinem letzten Arbeitstag als Intendant des Thalia Theaters in die Ferne des Raums.“

Joachim Lux, Intendant Thalia Theater, 31.07.2025